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Heimkehrerkapelle - St. Karl Borromäus

In sibirischer Gefangenschaft legte Xaver Endraß ein Gelübde ab, dass wenn er seine Heimat wieder sehen sollte, neben seinem Bauernhof eine Kapelle errichten will. Zuvor musste er den ganzen 2. Weltkrieg mitmachen, in dem drei seiner Brüder gefallen sind. Xaver Endraß kam erst im April 1949 als Spätheimkehrer auf den elterlichen Hof zurück. Im Mai 1961 begann er zusammen mit seiner Gattin den Baugrund auszuheben. Die Maurer- und Zimmererarbeiten wurden dann im Frühjahr 1962 in Angriff genommen.

Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung konnte bereits am 3. November 1962 die geplante Kapelle eingeweiht werden. Die kirchliche Weihe erfolgte durch Pfarrer Anton Glas, der selbst die Schrecken von Krieg und vierjähriger sowjetischer Gefangenschaft erlitten hatte.

Im Mai 1970 übergab Xaver Endraß die Kapelle in die Obhut des Kreisverbandes der Heimkehrer. Das gemeinsame Ziel des Kapellenerbauers und des Heimkehrerverbandes war, die sakrale Innenraumgestaltung zum Gedenken und der Mahnung an Krieg und Gefangenschaft zu ergänzen. Eine große Spendenaktion erbrachte den finanziellen Grundstock, um die Ausgestaltung zu ermöglichen. Als künstlerischen Leiter hatte man den bekannten Bildhauer Otto Kobel aus Luimoos ge-winnen können.

Otto Kobel schuf das Holzrelief an der Westseite der Kapelle, das eindrucksvoll den langen und qualvollen Marsch in die Gefangenschaft zeigt. Sein raumbeherrschendes Eichenkreuz soll jedem Betrachter Tod, Erlösung und Auferstehung nahebringen. Eine weitere Kostbarkeit hat Otto Kobel mit der Darstellung der zwölf Apostel geschaffen, die er aus einem dreihundert Jahre alten Eichenstamm schnitzte. Am 12. Mai 1983 (Christi Himmelfahrt) wurde die Kapelle durch den Diözesanbischof Josef Stimpfle feierlich eingeweiht.

Die Kapelle ist dem Hl. Karl Borromäus geweiht, dessen Namenstag am 4. November gefeiert wird. Vor einigen Jahren wurde am 9. November das 50-jährige Weihejubiläum, wie auch alljährlich das Kapellenfest, mit einer Heiligen Messe gefeiert. Gleichzeitig wird des Todestages (4. Dez. 2002) von Künstler Otto Kobel gedacht.